Spin-Offs sind die Kinder erfolgreicher Fernsehserien. Nicht immer ist ihnen ein ähnlicher Erfolg gewährt, wie ihren Serienmüttern, doch der eine oder andere Ableger überstrahlt das Original bei weitem. Auf der negativen Seite ist sicher
Joey zu nennen, das
Friends-Spin-Off, das einfach dem Vergleich mit seinen Wurzeln nicht standhalten konnte. Auf der positiven Seite fällt spontan
Boston Legal ein, die grandios eigenständige Fortsetzung von
The Practice. Boston Legal ist eben kein "abnehmendes Interesse" Spin-Off, wie Joey, sondern eher ein "zweiter Akt, ganz anders als der erste" Spin-Off. Was soll das heißen? Wird alles im unten stehenden Artikel erklärt, der die sechs Hauptkategorien, in die man Spin-Offs einteilen kann, vorstellen soll.
Das "verdeckte" Spin-Off
Als
Frasier endete hat es sich nicht wie das endgültige Ende von
Cheers angefühlt, weil Frasier sich deutlich genug von der Serie, die seinen Titelcharakter einführte abgrenzte. Ähnlich sehen wenige in
Family Matters (
Alle unter einem Dach) eine Verlängerung der Ursprungsserie
Perfect Strangers (
Ein Grieche erobert Chicago)
oder
Daria als Cousine von
Beavis and Butt-head. Erzeugt die Nennung von
Models Inc. eine direkte Assoziation mit
Melrose Place? Oder Melrose Place mit
Beverly Hills 90210?
Good Times mit
Maude?
The Facts of Life mit
Diff'rent Strokes? Nicht wirklich, weil ein verdecktes Spin-Off einen wiederkehrenden Charakter einer bekannten Serie her nimmt und in eine neue Situation steckt, in der er für sich alleine stehen oder fallen kann.
Das "abnehmende Interesse" Spin-Off
Joeys härteste Konkurrenz als Sieger in dieser Kategorie ist AfterMASH, der infame M*A*S*H Ableger, der eineinhalb Staffeln überlebte, als sich Amerika mit dem Verlust seiner Lieblingsserie abfand, indem es eine Handvoll der regulären M*A*S*H-Charaktere beobachtete, wie sie in einem Veteranen Krankenhaus herumlungerten. (Wenigstens war es erfolgreicher als ein anderes M*A*S*H-Spin-Off mit dem Namen W*A*L*T*E*R, das niemals über die Pilotfolge raus kam.) Ein weiteres Beispiel für ein abnehmendes Interesse Spin-Of:
A Different World (
College Fieber), das
Denise Huxtable aus der
Cosby Show nahm und sie ans College schickte, weit weg von
Bill Cosbys wohlig eigenartigen Humor.
Das "zweiter Akt, wie der erste" Spin-off
Archie Bunker's Place war im Grunde
All In The Family Teil II;
Carroll O'Connor stand hinter einer Bar anstatt in einem bequemen Stuhl zu sitzen, aber sein Charakter verbrachte seinen Tag trotzdem damit herumzumurren. Die anderen
All In The Family Spin-offs –
Maude und
The Jeffersons – waren dann auch nicht mehr als kleine Variationen des gleichen Konzepts, das aus voreingenommenen Großmäulern Helden machte. Ein anderes Beispiel ist
Laverne & Shirley das im Grunde
Happy Days in Downtown Milwaukee statt in der Vorstadt war. Für
The Golden Palace, kaufte sich die Besetzung von
The Golden Girls (ohne
Bea Arthur) ein Hotel, aber kämpften weiterhin mit den Problemchen des hohen Alters.
Das "zweiter Akt, ganz anders als der erste" Spin-Off
Eine Zeit lang war es in den 70ern bei TV-Produzenten populär beliebte Sitcom-Charaktere aus ihrem gewohnten Habitat zu nehmen und sie in neue Genres einzupflanzen. Das beste Beispiel dafür ist
Trapper John, M.D. Pernell Roberts ersetzte 1979
Wayne Rogers als
M*A*S*H Chirurg und widmete sich dann im Ableger den medizinischen Problemen in San Francisco. Auch in
Lou Grant, setzt
Ed Asner seine Rolle als grantiger Journalist aus der
Mary Tyler Moore Show in einem neuen Setting in L.A. fort. Außerdem wäre hier
The Brady Bunch Variety Hour zu nennen, die die Brady-Sitcom als Sing- und Tanzshow wiederbelebte, was so einprägsam mies war, dass selbst die
Simpsons diesem Phänomen eine ganze Folge Parodie widmeten. In jünger Zeit fallen neben dem oben genannten
Boston Legal auch der
Grey's Anatomy-Ableger
Private Practice in diese Kategorie.
Das "vergessene" Spin-Off
Empty Nest – ein Spin-off von
The Golden Girls – ist lang genug gelaufen, dass man es nicht wirklich als "vergessen" bezeichnen kann, aber das Spin-Off dieses Spin-Offs mit dem Titel
Nurses ist es ziemlich sicher. Und als ob
The Brady Bunch Variety Hour nicht genug gewesen wäre, bekamen die Bradys mit
The Brady Brides, mit einem Gutteil des alten Casts, der sich mit den Herausforderungen der Pubertät auseinandersetzte, eine dritte vergessene Inkarnation. Ein weiteres Beispiel für ein vergessenes Spin-Off ist
The Art of Being Nick, eine Serie die sich um
Scott Valentins Charakter aus
Family Ties (
Familienbande) drehte und
Seinfelds Julia Louis-Dreyfus erste Rolle nach
Saturday Night Life (
SNL) war. Nach dem Pilot wurde der Ableger eingestampft.
Das "One-off" Spin-off
Der heimtückischste und häufigste Spin-Off Typ, ist der sogenannte One-off-Ableger. Dabei werden Charaktere in einer lang laufenden Serie eingeführt, nur für den Zweck ein Spin-Off mit ihnen zu starten.
Robin Williams debütierte mit seinem
Mork & Mindy (
Mork vom Ork) Alien in
Happy Days (das seinerseits ein Spin-Off von
Love, American Style war),
Diff'rent Strokes bekam einen Besuch vom zukünftigen
Hello, Larry Radiomoderator
McLean Stevenson, und niemand wusste warum die
Growing Pains (
Unser lautes Heim) Kinder so ein Naheverhältnis mit ihrem Football-Coach hatten, bis der die Stadt verließ, um bei
Just The Ten Of Us (
Chaos hoch zehn) aufzutauchen. Als
Green Acres startete, waren die ersten paar Monate der Handlung ein Crossover mit
Petticoat Junction. Und in einem der seltsameren One-Offs, der Hippie-Kindertagesstätten-Komödie
Day By Day (
Julia-Louis Dreyfus' zweiter signifkanten post-
SNL Rolle) wurde in der zweiten Staffel offenbart, dass die Serie Teil des
Family Ties Universums ist.